kein Namensgeber des Leuchtturms
Der Leuchtturm Roter Sand ist wohl eines der bekanntesten Seezeichen der deutschen Nordseeküste. Reisenden war der Turm in der Außenweser fast hundert Jahre lang ein willkommener Anblick, der die bevorstehende Heimkehr signalisierte, für Auswanderer war er der letzte Gruß der deutschen Küste.
Der beeindruckende Leuchtturm mit seinen unverwechselbaren Erkern zierte dank des hohen Wiedererkennungswerts schon des öfteren Briefmarken und Plakate. Zur Namensgebung kursieren verschiedene Erklärungen, die nicht alle den Tatsachen entsprechen.
Roter Sand aus der Sahara – Pate für den Leuchtturm?
Gern wird kolportiert, dass Roter Sand seinen Namen einer lokalen Sandbank verdankt, die wiederum durch Saharastaub eingefärbt wurde. Doch dem ist nicht so. Denn der Flugsand, der von starken Luftströmungen durchaus von Afrika zur Nordsee gelangen kann, wäre keine gute Grundlage für das stattliche Gebäude gewesen. Tatsächlich steht das für damalige Verhältnisse ehrgeizige Fundament des Turms auf einer Formation aus rötlichem Muschelkalk.
Durch das Ablassen eines Stahlcaissons, der mit Ziegelsteinen und Beton gefüllt wurde, schuf man eine solide Unterlage für den Leuchtturm, denn Roter Sand steht mitten im Meer. Für fast ein Jahrhundert wurde der Unterbau den Anforderungen gerecht. Dann musste das Seezeichen aufwendig saniert und restauriert werden. Zwar ist Roter Sand heute nicht mehr in Betrieb und das Leuchtfeuer seit langem erloschen, doch der Turm steht noch immer für Fernweh und Heimkehr.
Die Sahara – alles andere als öde
Reisende, die unseren kälteren Breiten gelegentlich den Rücken kehren wollen, können dies unter anderem dort tun, woher der Sahara-Sand gelegentlich weht – nämlich in Afrika. Der Kontinent hat mehr zu bieten als die ausgedehnte Wüstenlandschaft, auch wenn die Sahara natürlich vor allem in Nordafrika und der Sahelzone ein nicht zu übersehendes Element ist. Denn die größte Wüste der Welt nimmt fast den ganzen Norden des Kontinents ein – vom Atlantik in Marokko bis zum Roten Meer in Ägypten, nur gelegentlich von Oasen und natürlich dem Lauf des Nil unterbrochen.
Schon jetzt ist die Sahara mehr als 25mal so groß wie Deutschland, und sie wächst weiter. Ihr Südrand, die sogenannte Sahelzone, vereinnahmt immer mehr Kulturland. Allerdings stemmen sich die Anrainerstaaten mit mehr oder minder hohem Engagement gegen die Versandung, am meisten das bitterarme Senegal mit seinem Baumgürtel.
Die heute so lebensfeindlich wirkende Landschaft ist noch immer bewohnt – von den Menschen in den Oasen, aber auch von Nomaden, die die Lage von Seen und Brunnen kennen. Früher war das anders, denn noch um 10.000 v. Chr. war die Wüste keine Wüste. Statt dessen war sie eine grüne Savanne mit Baumbeständen und einer Tierwelt, ähnlich dem heutigen Kenia. Und noch früher verliefen gewaltige Flussläufe durch Teile der Sahara im Süden, während ihr Norden zum erdgeschichtlich alten Thetys-Meer gehörte. Daher finden sich in der Wüste noch heute Fossilien von Meereslebewesen wie Walen und Muscheln, aber auch frühe Wandmalereien, die schwimmende Menschen zeigen.
Sand aus der Sahara – vom Winde verweht
Der feine, leichte Wüstenstaub der Sahara weist je nach seiner Herkunft eine rötliche oder goldgelbe Farbe auf und ist so leicht erkennbar, wenn er in unseren Breiten auftritt. Kräftige Luftströmungen und Stürme können den Sahara-Sand hochsaugen und anschließend bis nach Grönland oder Südamerika befördern. In Süd- und Mitteleuropa lagert er sich allerdings am häufigsten ab. Noch im Februar 2021 erreichte goldgelber Sand die Schweiz und verlieh der Schneedecke mancherorts eine interessante Farbe. Wird der Sand in der Atmosphäre durch Regen gebunden, entsteht der sogenannte „Blutregen“ mit einer roten bis orangenen Farbe. Die Sandstürme aus dem Süden können ein wenig lästig sein, sind aber harmlos.
Wenn Sahara-Sand das Fernweh weckt
Bei manch einem mag der goldene Sand aus Afrika die Reiselust wecken, vor allem während eines langen, grauen und regnerischen Winters. Dann denkt man beim Anblick von Fotos goldener Dünen sofort an abenteuerliche Reiserouten durch den dunklen Kontinent, an Wärme, Sonne und – Sandstrände. Doch Afrika hat mehr zu bieten als nur Wüste. Hier liegen viele alte Kulturländer, die dem Reisenden intensive Erlebnisse bescheren.
Ein Klassiker der Reiseziele in Afrika ist Ägypten. Das uralte Land am Nil kann nicht nur mit dreißig Pharaonen-Dynastien aufwarten, sondern auch mit einer interessanten christlichen Geschichte und den Bauten des islamischen Mittelalters. Dazu kommt eine Natur, die sowohl im Niltal als auch am Roten Meer ihresgleichen sucht – plus der Möglichkeit, die Sahara tatsächlich zu bereisen.
Mindestens ebenso faszinierend, wenn auch nicht immer ruhig, ist Äthiopien. Das christliche Land nach dem Horn von Afrika bietet wilde Landschaften, interessante Küche und einzigartige Kirchen, direkt aus dem Felsen gehauen. Der Nachbar Sudan war lange Jahre ein beliebtes Ziel von Expeditionsreisen vor allem zu den Pyramiden im Norden, erbaut von den Schwarzen Pharaonen.
Wen es in den Urwald lockt, der kann in Ruanda die Lebensräume der bedrohten Berggorillas erleben und zugleich die Wiederauferstehung des afrikanischen Staats nach einem blutigen Bürgerkrieg bestaunen. Und weiter südlich warten Kenia, Namibia, Botswana und Südafrika mit Wildtier-Reservaten, Safari-Reisen und Unterkünften von der Luxus-Lodge bis zum einfachen Zelt.
Gemeinsam haben alle afrikanischen Reiseziele ihre Vitalität, die oft herzlichen Menschen und einen hohen Suchtfaktor. Wer einmal hier unterwegs war, kommt meist wieder … und wieder … und wieder…
Fernweh nach Afrika
Leuchttürme wie Roter Sand stehen nicht nur für die Begrüßung der Heimkehrer, sondern auch für die Sehnsucht nach fremden Ländern. Dieses Fernweh hat sich irrtümlich über den Namen des Turms gelegt, der sich nicht vom roten Sand der Sahara ableitet. Und doch macht der Name zweifellos Reiselust. Wer Afrika entdecken will, muss sich nicht auf die Sahara beschränken, denn der Kontinent in seiner ganzen Vielfalt kann mit zahlreichen attraktiven Reisezielen aufwarten.