Der Beruf des Kapitäns unter der Lupe
Schiffe von gigantischer Größe über die Weltmeere zu steuern – das ist der Traum vieler junger Menschen. Oftmals ist jedoch nicht klar wie der Einstieg in den Beruf gelingt, welche Perspektiven ein Kapitän hat und wie der Alltag eines Kapitäns aussieht.
Der Einstieg in den Beruf des Kapitän
Ein abgeschlossenes Studium der Nautik oder des Seeverkehrs werden als notwendig betrachtet. Voraussetzung für dieses Studium ist deshalb zunächst mindestens die Fachhochschulreife. Mit der mittleren Reife steht der Weg zum Kapitän auch offen, allerdings erst nach Beendigung einer dreijährigen Ausbildung zum Schiffsmechaniker.
Nach der Ausbildung kann das Studium um zwei Semester verkürzt werden, da der angehende Seefahrer bereits über die erforderliche praktische Erfahrung verfügt. Auf See steigt der Absolvent zunächst als Zweiter oder Dritter Nautischer Offizier ein und erklimmt alle 12 Monate den nächsthöheren Rang. Am Schluss steht das Kapitänspatent, mit dem ein entsprechender Posten auf einem Schiff bekleidet werden darf.
Voraussetzungen für den Beruf des Schiffskapitäns sind ein hohes Durchsetzungsvermögen, Sozialkompetenz, eine kommunikative Art, Verständnis für Technik und eine hohe Belastbarkeit.
Es sind somit einige Punkte abzuhaken, bevor man in verantwortlicher Position das erste Mal am ältesten Offshore-Bauwerk der Welt, dem Leuchtturm Roter Sand vorbei fahren kann oder Urlauber mit der Fähre auf die 29 Kilometer lange Nordseeinsel Terschelling in den Niederlanden bringt.
Die Aufgaben des Kapitäns
Das Steuern des Schiffs ist die bekannteste Aufgabe des Kapitäns. Das An- und Ablegen im Hafen sowie das Durchfahren einer engen Passage erfordern ein besonderes Fingerspitzengefühl und die ganze Erfahrung.
Ein programmierter Autopilot unterstützt den Kapitän dabei, das Schiff sicher und zügig in den nächsten Hafen zu bringen. Auf der Kommandobrücke stehen ihm verschiedene Offiziere und Matrosen zur Seite, welche ebenfalls das Steuer übernehmen können und ihn in gefährlichen Situationen zur Hilfe rufen. Ist die Lage auf der Kommandobrücke ruhig, nutzt der Kapitän die Zeit um auf dem Schiff nach dem Rechten zu sehen.
Maschinenführer berichten über den Zustand der Technischen Geräte und der Logistiker kann einen aktuellen Status zur Fracht geben. Matrosen und Mechaniker führen kleinere Reparaturen an Bord durch und werden dabei durch den Kapitän in Augenschein genommen.
Auf Frachtschiffen geht es im Besonderen darum, dass die Beladung und Entladung korrekt funktioniert. Auf Kreuzfahrtschiffen muss der Kapitän zudem repräsentative Aufgaben erfüllen und den Passagieren eine schöne Reise ermöglichen. Er steht für Begrüßungs- und Verabschiedungszeremonien zur Verfügung, beantwortet Fragen und isst mit den Passagieren zu Abend.
Zudem muss er die Motivation und den Zusammenhalt der Besatzung stärken, um reibungslose Abläufe an Bord zu gewährleisten. Angehende Kapitäne sammeln bereits während des Studiums oder der Ausbildung erste Erfahrungen auf hoher See. Sie sind dem Kapitän unterstellt und lernen von ihm. Wachoffiziere erläutern die Feinheiten der Steuermanöver und helfen beim Interpretieren der Wetterlage.
Der Kurs des Schiffes muss ständig an das Wetter angepasst werden. Wachoffiziere übernehmen somit verschiedene Führungsaufgaben auf dem Schiff, damit der Kapitän sich anderen Tätigkeiten widmen kann. Dieser muss das Schiff auch administrativ führen, ähnlich wie ein Manager. Dazu gehört das Erledigen von Verwaltungstätigkeiten, die mehr oder weniger mit Schreibarbeit verbunden sind. Ereignisse an Bord müssen im Seetagebuch dokumentiert, Abrechnungen geprüft und die bürokratischen Formalitäten mit Lieferanten und Hafenbehörden abgewickelt werden.
Die Berufsaussichten des Kapitäns
Nach der letzten Finanzkrise kam der Welthandel fast vollständig zum Erliegen, die Reedereien mussten viele Schiffe verkaufen und verloren einen Großteil ihrer Aufträge. Die Zahl der Berufseinsteiger blieb dabei jedoch über die Jahre stabil. Mittlerweile steigt der Verkehr auf den Meeren wieder deutlich an. Sobald man eine Anstellung in einer Reederei oder einem Unternehmen der Seefahrtsbranche gefunden hat besitzt man gute Aufstiegsmöglichkeiten.
Spezialisierungen ermöglichen bessere Einsatzmöglichkeiten
Der Nord-Ostsee-Kanal verbindet die Nord- mit der Ostsee und gilt als meistbefahrenste Wasserstraße der Welt. Ab einer bestimmten Größe sind Schiffe verpflichtet, einen speziellen Steuermann für diesen Kanal mit an Bord zu nehmen. Der Kanalsteurer bedient während der Durchfahrt das Ruder und sorgt dafür, dass auch große Containerschiffe sicher auf die andere Seite des Kanals gelangen.
Die Frachter und Passagierschiffe können parallel durch den Kanal fahren, wodurch eine höhere Anzahl an Schiffen gleichzeitig passieren kann. Im Gegensatz zum Lotsen fungiert der Kanalsteurer nicht als Berater des Kapitäns, sondern als Steuermann und ist für Fehler und Unfälle selbst verantwortlich.
In Deutschland kann dieser Beruf nur im Nord-Ostsee-Kanal ausgeübt werden. Eine andere Möglichkeit der Spezialisierung ist die des Hafenkapitäns, welcher im Hafenamt arbeitet. Er organisiert und koordiniert den Schiffsverkehr im Hafen und sendet Schiffe zu den entsprechenden Anlegeplätzen. Er gewährleistet, dass es keine vermeidbaren Verzögerungen bei der Ein- und Ausfahrt aus dem Hafen gibt.
Darüber hinaus müssen unterschiedlichste Anträge bearbeitet werden – Von der Zuweisung der Liegeplätze über die Ausstellung von Schiffsführerscheinen bis hin zur Zulassung von Motorbooten für die Hafenrundfahrt.
Pro und Contra des Berufs Schiffskapitän
Eine Führungsposition auf hoher See und die damit verbundene Verantwortung sorgen für einen gewissen Stolz. Mit einer gewissen Erfahrung ist der Aufstieg in eine Führungsposition leichter als in anderen Berufen. Die Gehälter sind durch den Tarifvertrag relativ hoch, zudem bietet sich dem Kapitän die Möglichkeit viele fremde Länder kennen zu lernen.
Leider ist dieser Traumberuf schwierig mit der Familie und Freunden vereinbar, da Seereisen in der Regel mehrere Monate andauern und während der Fahrt oft 24-stündige Dienste geschoben werden.
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