Deutschland hat das große Glück, gleich zwei Meere vor der Haustür zu haben – und nicht nur im Sommer sind Nordsee und Ostsee eine Reise wert. Auf perfekten touristischen Werbefotos gleichen sich die beiden Meere auf den ersten Blick, doch beim genaueren Hinschauen lassen sich deutliche Unterschiede erkennen. Gemeinsamkeiten gibt es allerdings doch – denn Nordsee und Ostsee liegen auf dem sogenannten Kontinentalsockel Europas. Wissenschaftlich gesehen sind sie damit „Schelfmeere“ und verglichen mit dem kilometertiefen Atlantik eher flach. Westlich und östlich von Schleswig-Holstein und Jütland gibt es dann aber reizvolle Unterschiede zu entdecken, die beiden Meeren ihr ganz eigenes Flair verleihen.
Die Nordsee als Tor zur Welt
Über die Nordsee sind nicht nur Skandinavien, Großbritannien und Westeuropa miteinander verbunden, sondern auch mit der Welt im weiteren Sinn. Durch den Ärmelkanal bzw. bei den Färöer- oder Shetland-Inseln ist die Nordsee mit dem Atlantik verbunden, der aus dem durchschnittlich kaum hundert Meter tiefen Schelfmeer eine wilde Schönheit macht. Ausgeprägte Gezeiten verändern die Landschaft vor allem im Wattenmeer, und das wechselhafte Wetter gilt vielen Besuchern als besonderer Reiz, den man auch in den Wintermonaten genießen kann.
Vielfältige Nordsee-Inseln
Entlang der Küsten der Niederlande, Deutschlands und Dänemarks sind wie auf einer Perlenschnur Inseln und Halbinseln aufgereiht. Wie unterschiedlich die Eilande ausfallen, zeigt ein Porträt aller nordfriesischen Inseln im Vergleich mit deren Nachbarn. Einsame kleine Hallige erlauben ihren wenigen Besuchern, zur Ruhe zu kommen, während touristische Strukturen auf den größeren Inseln die ganze Bandbreite der Reisenden von Familien bis zu Wellness- und Luxus-Suchenden anspricht.
Städte, Sport und Leuchttürme
Dank der regen Handelsschifffahrt über die Nordsee gehören zu den Attraktionen des launischen Meeres zahlreiche, oft überaus dekorative Leuchttürme, zum Teil mit Übernachtungsgelegenheit. Im Hinterland locken Städte wie die Weltstadt Hamburg oder Cuxhaven mit historischen Bauten, kulturellen Highlights und typischen kulinarischen Genüssen der Nordseeküste. Und dank ausgedehnter Küsten-Radwege und zahlreicher sportlicher Möglichkeiten spricht die Nordsee Aktivurlauber aller Art an.
Jenseits der Nordsee: Großbritannien und Skandinavien entdecken
Wem die heimischen Küsten nicht reichen, der kann per Fähre oder Flugzeug die Nordsee-Anrainer entdecken. Der nächste Nachbar ist Großbritannien, die Verkehrsverbindungen sind per Schiff oder mit dem Eurostar gut. Die Insel-Monarchie mit ihrer ganz eigenen Note verfügt ebenfalls über schöne Strände, sanfte Hügellandschaften und weiter im Norden schroffe Gebirge. Kirchen, Paläste und Museen in großen Städten und kleinen Dörfern laden zu Erkundungsreisen ein, und den Tag kann man mit dem typischen und sehr üppigen Fünf-Uhr-Tee oder mit schottischem Whisky beschließen.
Dänemark, Schweden oder Norwegen lassen sich gut auch mit dem eigenen Auto bereisen. Da alle drei Länder ihre Reize und Besonderheiten auch abseits der Küsten haben, sollte man Zeit und die typische skandinavische Gelassenheit mitbringen.
Unterwegs an der Ostsee
Die Ostsee ist, anders als die Nordsee, ein regelrechtes Binnenmeer. Ihre Verbindung zur Nordsee besteht in einem relativ schmalen Zu- und Abfluss im Bereich des Kattegat. Die mit durchschnittlich kaum 50 Metern Tiefe sehr flache Ostsee weist nicht nur einen geringeren Salzgehalt als die Nordsee auf, auch Ebbe und Flut gibt es hier nicht.
Rügen, als größte deutsche Insel in der Ostsee, spiegelt die einzigartigen Gegebenheiten dieser Region wider. Die Insel Rügen ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern birgt auch kulturelle Schätze und geschichtliche Zeugnisse. Die Küstenlinie von Rügen erstreckt sich entlang der flachen Ostsee, und die charakteristischen Kreidefelsen, insbesondere die berühmten Königsstuhl-Felsen, prägen die Küstenlandschaft. Diese markanten Formationen sind nicht nur ein Anziehungspunkt für Touristen, sondern auch geologische Zeugen einer faszinierenden Vergangenheit.
Abgesehen von den natürlichen Schönheiten beherbergt Rügen historische Städte und Dörfer, die von einer reichen Geschichte zeugen. Die Hansestadt Stralsund, die mit ihrer gut erhaltenen Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, liegt in unmittelbarer Nähe und ist über eine Brücke mit Rügen verbunden. Diese Verbindung symbolisiert nicht nur die geografische Nähe, sondern auch die historischen Verbindungen zwischen Rügen und dem Festland. Weitere Infos über Rügen liefert das Rügenportal.
Familientaugliches, sonniges Meer
Weniger stürmisch als die westliche „Schwester“, ist die Ostsee überdies ein wenig wärmer und wird daher gern als „Planschbecken“ oder „Badewanne“ bezeichnet. Ihre Besonderheiten machen die Sandstrände der Ostsee insbesondere für Familien mit Kindern deutlich sicherer – die Risiken des Tidenhubs und ausgeprägter Wellengang sind hier nicht gegeben.
Da gerade Mecklenburg-Vorpommern als Sonnenstube Deutschlands gilt, ist der dortige Ostseestrand ein naheliegendes Ziel für alle, die anhaltendem Regenwetter ein Schnippchen schlagen wollen.
Auf den Spuren der Hanse
Wie die Nordsee ist auch die Ostsee ein vom Handel geprägtes Meer. Zu den angrenzenden Ländern gehören Finnland, Schweden und Dänemark, Polen, das Baltikum und Russland. Wenig verwunderlich, dass die Hanse hier über Jahrhunderte aktiv ihre Handelsposten ausbaute und deutsche Ritterorden die vor allem wirtschaftlichen Interessen mit dem Schwert verteidigten. Für Kulturreisende gibt es viel zu sehen. Alte Hansestädte an der deutschen Küste sind Lübeck oder Rostock, jenseits der Grenze lohnt sich der Besuch von Danzig, Riga und Tallinn, oder der überraschend lebendigen, lebenswerten finnischen Hauptstadt Helsinki. Und auch Sportler kommen hier auf ihre Kosten – Surfer und Paraglider schätzen die Ostsee, und für Segel-Anfänger gilt sie als deutlich geeigneter, weil berechenbarer als die Nordsee.
Insel-Hopping bis nach Finnland
Zu den deutschen Ostsee-Inseln Rügen und Fehmarn, echten Tourismus-Magneten, gesellen sich die dänischen Inseln, außerdem die schwedischen Eilande Bornholm, Öland und Götland und die finnischen Vainameere-Inseln. Ein Geheimtipp ist der Darß – die schmale Landzunge mit dem Hauptort Zinggst wird durch mehrere Lagunen, hier „Bodden“ genannt, vom Festland getrennt und ist zum großen Teil ein Nationalpark. Nicht nur an Land, auch unter Wasser soll die typische Flora und Fauna der Ostsee, besonders die quadratkilometergroßen unterseeischen Wiesen, geschützt werden – und die Maßnahmen zeigen Wirkung.
Fazit: Vieles zu entdecken an Nord- und Ostsee
An den Küsten von Nord- und Ostsee, auf den Inseln und jenseits der beiden Meere gibt es mehr zu entdecken, als es zunächst den Anschein hat. Da sind der bezaubernde Kontrast der beiden Schelfmeere, ihre charakteristische Flora und Fauna ebenso wie die kulturellen und sportlichen Möglichkeiten zu nennen. Schnell erweisen sich Nordsee und Ostsee außerdem nicht als Grenze, sondern als Verkehrsknotenpunkte, über die sich Anknüpfungen mit den Nachbarn ergeben – vom königlichen Großbritannien im Westen bis zum Baltikum und nach Finnland. Kein Wunder, dass Reisende, die es einmal hierhin verschlägt, immer wieder kommen!